Wie ich mir selber, stellst du dir vielleicht die selbe Frage: Warum ein Wertstoffhof in Indonesien? Wie kam es dazu? Naja, die Frage ist eigentlich schnell und einfach beantwortet. Wenn dir dieser Planet so am Herzen liegt, wie er mir am Herzen liegt, dann stört es dich eben, wenn du Flüsse siehst in denen Ölteppiche schwimmen oder Überseecontainer von großen Frachtschiffen fallen und Abermillionen kleine Plastikkügelchen die Strände Nordwestspaniens säumen. Wie du, liegt es tief in mir verankert, die Natur eben als das zusehen, von dem alle Geschöpfe hier leben und wenn diese nicht mehr richtig funktionieren kann, weil wir als Menschen uns über alle Grenzen hinweg über sie stellen und sie so behandeln, als hätten wir da irgendwo in einer Schublade noch eine weitere.
Aber dem ist einfach nicht so und genau deswegen war es mir immer ein Dorn im Auge, wenn ich in die unterschiedlichsten Ländern der Welt gereist bin, um dann eindrücklich vor Augen geführt bekommen habe, dass ich mit meinem Bewusstsein der Natur gegenüber oft ganz alleine da stand.
Ich konnte Menschen dabei beobachten, wie sie so mir nichts, dir nichts mit der Natur umgingen und scheinbar gar kein Sinn und Blick für ihr eigenes Handeln hatten oder entwickeln wollten. Je weiter ich in den „globalen Süden“ vordrang, desto schlimmer und eindrücklicher wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse. Ob es das Verbrennen von Plastikmüll und Abfällen im allgemeinen war, das planlose Entsorgen des Haus- und Industriemülls in der Natur oder das Ablassen von Altöl ins Meer, sehr oft konnte ich nichts dagegen tun und musste tatenlos dabei zuschauen. So habe ich mich immer mehr dabei erwischen können, dass ich, sobald ich wieder daheim war, einfach nicht mehr losziehen wollte. Ich vergrub mich zusehends und konnte mir dabei zuschauen, wie diese Umstände eben nicht mehr so „einfach“ an mir vorbeigingen.
Ich litt irgendwie immer mehr unter all diesen Eindrücken. Mit dem Wort „Weltschmerz“ konnte ich mich nun schneller identifizieren als mir lieb war und dem Wortlaut nach, fühlte es sich auch genau so an. Ich hatte tatsächlich Schmerzen dabei in die Welt zu schauen und zu reisen, weil ich einfach nicht mehr mit ansehen konnte, was da draußen geschieht und in welchem Tempo Regenwälder abgeholzt und Meere vermüllt werden. Und so wollte ich nicht einmal mehr den Fernseher anschalten und Dokumentationen schauen, wie ich es vorher liebend gern getan hatte. Zu groß war meine Angst davor mit Fakten über die Zerstörung konfrontiert zu werden und nun blieb das Gerät aus, einfach dauerhaft abgeschaltet. Ich hörte auf Nachrichten zu konsumieren und mich zu informieren und ertappte mich dabei, wie ich länger einfach so zu Hause herumsaß ohne überhaupt etwas sinnvolles zu machen und nur darauf wartete wieder arbeiten gehen zu können, wie so viele andere auch.
Doch irgendwann hatte ich die Nase gestrichen voll davon und war so zermürbt von meiner Alternativlosigkeit. Ich fing kurzer Hand an, mich dem zu widmen, von dem ich vorher immer am meisten profitiert hatte. Ich zog mir meine Schuhe an, ging einfach drauf los und schon bald fand ich mich im nächstgelegenen Wald oder auf der nächsten Wiese wieder. Anfangs waren es kleine Spaziergänge, solange bis ich wieder richtig atmen konnte. Doch Stück für Stück weiteten sich diese „Spaziergänge“ zu stattlichen Wanderungen aus. Ich ging einfach so lange, bis ich wirklich nicht mehr fähig war überhaupt noch einen Gedanken zu fassen. Ganz oft nahm mir das Rauschen des Blätterdachs des Waldes ab Kilometer fünfzehn einfach das Denken ab und schon war ich tief eingetaucht; förmlich verschluckt worden von meiner Umgebung. Je öfter ich dieses Erlebnis hatte, desto mehr sehnte ich mich nach noch mehr davon. Das Grün des Waldes, das Alleine sein und die Ruhe, die ich förmlich schmecken konnte, ließen all die schlechten Einflüsse von so vielen Erlebnissen und all den Ärger einfach hinter mir liegen.
Ich fand also wieder einmal zurück in die Natur und zurück zur Heilung. Immer, wenn ich die Silhouette der Stadt auf meinem Rückweg in der Entfernung ausmachen konnte fiel mir das Atmen wieder zunehmend schwerer und so dauerte es nicht wirklich lange, ehe ich wieder reif für den Wald und einen ausgedehnten Spaziergang war.
Ich fing jetzt damit an, diese Spaziergänge zu meinem täglichen Ritual zu machen und das ganz unabhängig davon, ob ich noch arbeiten musste oder aber nach der Arbeit nach Hause kam. Es wurde quasi zur Sucht, denn nichts und niemand konnte mir so ein tiefes wohliges Gefühl, volles Verständnis und die Ruhe vermitteln, wie die Natur.
Wann immer ich mehr Zeit als nur den Feierabend zur Verfügung hatte, machte ich mich auf zu längeren Wanderungen, manchmal tagelang am Stück und ging dabei wirklich weite Strecken. Schon damals hatte ich immer ein paar Tüten dabei, um auch von unterwegs aus Unrat sammeln zu können. Manchmal vergaß ich diese, aber Müll fand ich in jedem Wald und auf all meinen Spaziergängen. Irgendwann fing ich an, nicht mehr ganz so still zu sein, wie ich es nun eine lange Zeit gewesen war und erzählte Menschen von dem, was mir auf der Seele brannte.
Wenn mich jemand dabei beobachten konnte, wie ich im Wald auf dem Boden nach Müll Ausschau hielt und ihn dann in meiner Tüte verstaute, war ein Gespräch nicht mehr weit und schon wurde ich, auch ohne dass ich das Gespräch gesucht hätte, einfach angesprochen und fand so mehr und mehr Mitstreiter, die sich ebenso nicht zu schade waren Müll von anderen Menschen zu beseitigen. Ich fing an auch in sozialen Netzwerken meine Erlebnisse zu teilen, einfach weil ich nicht verstehen konnte, warum das so passieren konnte und warum sich die Menschen einfach nur um sich selber „drehen“. Selten fand ich so Freunde oder größeren Zuspruch, aber auf die war ich sowieso nicht aus, sondern eben auf solche, die das sofort verstanden und meine Sicht teilen wollten.
So wuchs mein Bewusstsein und meine Liebe zur Natur mit jedem Schritt und ich machte keinen Halt, das auch auf meinen Reisen so fortzuführen. Ich war mir, im Gegensatz zu den meisten Touristen, auch nicht zu „fein“ und sammelte nach meinem Sonnenbad am Strand eben noch eine Stunde Müll ein und entsorgte diesen. Das erregte nicht selten Aufsehen und ich erinnere mich noch heute an einen jungen Mann in Indonesien, der sich tausend Male bei mir dafür bedankte, mich aber darum bat, das was ich tat nicht zu filmen und zu veröffentlichen aus Angst, man würde schlecht über seine Heimat sprechen und andere würden sich eventuell dagegen entscheiden hier Urlaub zu machen. Stattdessen fragte er mich, was genau er tun könnte. Diese Frage ließ mich erst einmal verirrt so da herumstehen, denn was ich konnte, konnte er ja auch aber es wurde mir schnell bewusst, dass vielen Menschen einfach genauso wie mir damals, die Alternative, die Idee und das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Sache an sich fehlt.
Ich konnte ihm das nicht böse nehmen und bot ihm auch eine Tüte zum sammeln an. Er versprach mir sehr schnell, er würde alle aus seinem Ort mobilisieren und am folgenden Sonntag gemeinsam diesen Strand reinigen. Genau in diesem Moment wurde mir bewusst, was ich mit einer einfachen Bitte und meinem Voranschreiten eigentlich so erreichen kann. Genau dieser Augenblick war es, der den Funken in mir zum Feuer machte und es fing nur so an in mir zu lodern. Einfach alles machte plötzlich so viel mehr Sinn, als jemals zuvor und ich entschied mich, komme was wolle, dieses Feuer auch in anderen zu entfachen.
Seither sammle ich noch mehr Müll und oft ist es mir nun ganz egal, was Menschen denken, wenn sie mich dabei sehen. Denn einer unter tausend ist mindestens dazu bereit mir zu helfen, die Welt ein Plastikstück freier zu gestalten und das in vollen Zügen zu würdigen, was uns Nahrung und eben unser Leben bedeutet.
Alle diese Hürden die ich bisher überspringen konnte und das Bewusstsein, was eine heile und saubere Natur für jeden von uns bedeuten kann, haben dazu geführt immer weiter in die Richtung einer besseren und gesünderen Welt für alle aufzubrechen. Hier auf Lombok in Indonesien habe ich Natur gesehen, die mich sprachlos gemacht hat. Unglaublich sattes grün, tropische Pflanzen und Früchte in Hülle und Fülle so weit das Auge reicht aber eben auch Plastikmüllberge und Unrat überall. Wer wäre ich, würde ich nicht genau hier angreifen wollen und meine volle Überzeugung und meine Erfahrungen hier einfließen lassen?!
Wenn dir dieser erste Teil meiner Erlebnisreise gefallen hat und du wissen willst wie und wann diese weitergeht, dann bleibe dran und freue dich schon heute auf die Fortsetzung meiner Reise und die Entstehung des Projektes „Ein Recyclinghof für Lombok.„
Viel Liebe
Lukas
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