Es macht den Anschein, als wären die Menschen im Paradies glücklicher. Näher an der Natur, an einem weißen Sandstrand lebend, mitten im Dschungel, nahe an den Bergen und dem Meer. Was will man mehr und worüber sollte man sich da noch Sorgen machen? Die Menschen müssten doch unglaublich glücklich sein, wenn sie an solch einem schönen Ort leben.
So war es zumindest meine Vorstellung bis wir auf unseren Reisen Einheimische kennengelernt haben, die uns ein Bild ihrer Realität gezeigt haben. Was wir mit einem simplen, einfachen Leben verbinden, ist für sie ein Leben in Armut. Sie kämpfen metaphorisch ums Überleben. In Indonesien liegt das Monatsgehalt bei durchschnittlich ca. 120€ (2.000.000 Indonesische Rupiah, aus Gesprächen mit mehreren Einheimischen).
Das mag für uns nicht viel erscheinen, gar nichts… stelle dir vor du hast im Monat nur 120€ zum (Über)Leben zur Verfügung. Und musst mit dieser Summe all deine Kosten abdecken. Man mag jetzt denken: „die Miete und die Lebensunterhaltungskosten sind dort ja vielleicht viel geringer als bei uns.“ Ja, das stimmt auch und doch entstehen Kosten, für Lebensmittel, medizinische Versorgung, Transport, Schulgebühren, etc.
Während wir im Westen ein sicheres Zuhause haben und im Überfluss der Konsumgesellschaft leben, uns sogar noch ständig Gedanken über Belangloses machen, lebt ein Teil unserer Menschheit in purer Armut.
Das sollten wir uns viel öfters bewusst machen: Wir leben in EINER Welt zusammen. Es klingt soweit entfernt, wenn wir Reiseberichte oder Nachrichten über Indonesien, Südafrika, den nahen Osten, usw. hören. Doch leben wir nicht auf unterschiedlichen Planeten, sondern auf demselben!
So viele von uns streben danach die Welt zu verändern, doch was können wir wirklich dafür tun? Es fühlt sich vielleicht machtlos an und vielleicht fragst du dich auch manchmal: „Ja, was kann ich als einzige Person denn überhaupt tun? Welche Macht habe ich etwas zu verändern? Es braucht den Einfluss von vielen Menschen für eine Veränderung… “
Ich verstehe dich total. So hilflos habe ich mich auch manchmal gefühlt, vor allem auch in einer Zeit, wo ich noch sehr viele Nachrichten konsumiert habe und jeden Tag schlechte Nachrichten auf uns prasseln. Ich habe den Weltschmerz gefühlt, als wäre es mein eigener. Das hat mich in eine Art Schockstarre gebracht. Seien wir ehrlich: Was bringt es, wenn du mitleidest? Und mitfühlst? Es hilft weder den Menschen, die es betrifft, noch dir selbst.
Jeder von uns kann einen Beitrag leisten. Du musst nichts besonderes sein, nicht berühmt sein. DU zu sein reicht vollkommen aus. Dein Talent ist es, das weiterzugeben, was du hast. Dein Talent ist es, mit den Mitteln, die du hast, einen Beitrag zu leisten. Du musst dich nicht mit anderen Menschen vergleichen. Und wenn, dann vergleiche dich nicht mit denen, die mehr haben als du, um dich schlechter zu fühlen oder mit denen, die noch weniger haben als du, um dich besser zu fühlen. Nimm wahr, dass diese Unterschiede existieren und wenn es dich emotional berührt, du wütend oder traurig wirst, dann klar, darfst du es fühlen. Doch lasse dich nicht davon beirren. Erinnere dich, wie du im Westen automatisch in einem wohlhabenden Land aufgewachsen bist und in jeglicher Form abgesichert bist. Du hast es gut, du lebst in deinen vier Wänden. Hast vielleicht einen Job und verdienst Geld. Deine Gedanken kreisen nicht täglich darum, wie du etwas zu essen findest, sauberes Trinkwasser bekommst oder wo du schlafen wirst.
Dein Lebenssinn ist nicht nur das Überleben. Mensch zu sein bedeutet nicht nur zu überleben, sondern das Leben, das Menschsein mit unseren Sinnen zu ERleben. Besonders wir Menschen im Westen leben nicht mehr in der Steinzeit, wo wir Angst haben von wilden Tieren gefressen zu werden. Wir sind in einer Zeit und einem Land geboren, in der es uns möglich ist, bewusst zu denken, zu fühlen und zu handeln. Trotz allem gibt es auf der anderen Seite der Welt oder sogar auch in Deutschland, Menschen die in ärmeren Ländern oder unter ärmeren Umständen leben. Es hat einen Grund, einen höheren Sinn, warum wir uns als Seele entschieden haben an einem bestimmten Ort zu inkarnieren.
Als wir Anfang 2023 auf Lombok, Indonesien waren, ein paar Inseln östlich von Bali, bin ich das erste Mal der Armut begegnet. Menschen, die simpel leben, inmitten von Müllbergen, Kinder, die auf der Straße Armbänder verkaufen – und mein Herz war wie erstarrt. In meinem Kopf spielte sich nur die Handlung des Filmes „Slumdog Millionaire“ ab. Ob die Waisenkinder, wie in dem Film von einer Mafia gefangen genommen wurden und die Armbänder verkaufen, um für die Geld zu verdienen? Ob sie auch alles, was sie verdienen zu 100% abgegeben müssen?
Zu schrecklich die Vorstellung, dass wir es hautnah erleben. Den Umstand der Kinder zu erleben, als auch die riesigen Müllberge von Plastik, die überall auf den Straßen, am Strand und nahezu überall zu sehen waren. Ich wusste nicht, was ich tun sollte oder wie ich denen helfen konnte. Sollte ich nun etwas kaufen? Bringt es ihnen etwas, wenn wir helfen? Oder sollte man es einfach ignorieren? Die meisten tun es, einfach wegsehen und nicht darüber nachdenken, was mit ihnen ist. Ich konnte es nicht und nahm es den ganzen Tag mit, bis ich am selben Abend vor Lukas emotional zusammengebrochen bin. Ich habe mir so sehr gewünscht ihnen zu helfen, aber fehlte mir das Wissen und die Gewissheit, ob ihnen auch wirklich geholfen wird.
Ca. eine Woche nach der Begegnung verging und wir haben auf der selben Insel einen unglaublich herzlichen Menschen getroffen. Er hat uns in sein Dorf eingeladen. Etwas zu essen angeboten, uns sein Zuhause, seine Familie vorgestellt und: seinen Dschungel. Sein Bruder ist auf eine Kokospalme geklettert und hat uns frische Kokosnüsse gepflückt und er hat uns durch die Pflanzenwelt seines Dschungels geführt. Eine Tour durch Lomboks Natur für umsonst. Andere würden für solch eine Tour und das Abendessen, inkl. frische Kokosnüsse Geld verlangen – doch er wollte nichts. Gar nichts. Er hat uns direkt als Teil seiner Familie aufgenommen.
Wir trafen noch weitere seiner Familien- und Dorfmitglieder und hatten intensive Gespräche. Wir erzählten ihnen von unseren Beobachtungen und waren überrascht: Sie selbst haben uns Videos gezeigt, wie sie Waisenkinder und ältere Menschen unterstützen, ihnen eine Bildung schenken, ein Dach über den Kopf, sauberes Trinkwasser, die Gebühren für die Schule bezahlen, damit sie einmal eine bessere Zukunft haben. Dafür verkaufen die Kinder unteranderem auch Armbänder, um sich die Schulgebühren zu finanzieren. Auch ist ihnen der Umstand mit dem Plastikproblem bewusst und einige Upcycling Projekte mit den Kindern umgesetzt.
Im Februar 2024 waren wir wieder auf Lombok und haben noch mehr Einheimische kennengelernt, die sich dem Plastikproblem ebenfalls bewusst sind und auch schon seit mehreren Jahren gegen das Müllproblem und für den Erhalt der Natur kämpfen. Unter anderem die Menschen der Organisationen „Lombok Care Community“, „Lombok Ocean Care“ und „Basecamp Lombok“. Sie bewirken bereits so viel mit den wenigen Mitteln, die sie haben, leben nicht in Luxus und haben auch mit ihrer Existenz zu kämpfen und trotzdem liegt ihnen das Wohl der Natur und unserer Welt so sehr am Herzen, dass sie ihre Freizeit und ihre gegebenen Mittel dafür aufbringen.
Bei den Beobachtungen und Gesprächen mit ihnen haben wir vor allem eines erkannt: Es bringt kaum etwas als „Ausländer“ oder „Westler“ in ein Land zu kommen und aufzuzeigen, was dort schief läuft. Die Menschen dort sich sich dem teilweise bewusst, teilweise natürlich nicht. Doch es ist nicht unsere Aufgabe irgendwohin zu gehen und mit dem Finger darauf zu zeigen. Das trägt noch alte Wunden aus der Kolonialzeit. Wie würdest du es finden, wenn jemand aus einem anderen Land in deine Stadt oder Wohnort kommt und dir eine Predigt hält, was alles verbessert werden könnte? Nicht so toll oder? Daher sind wir überaus dankbar, dass wir die Organisationen gefunden haben, die von Einheimischen geführt wird. Denn sie wissen am besten, wie sie ihre Mitmenschen erreichen. Wie diese fühlen, was sie beschäftigt, wie sie sie motivieren und Veränderung schaffen – aus eigener Kraft. Das hat uns so sehr beeindruckt, dass wir dennoch unterstützen wollen, mit den Mitteln, die wir haben und das ist nun mal diese Erfahrung öffentlich zu teilen und die gute Sache, die sie bereits tun zu verbreiten. Zum anderen können wir finanziell unterstützen. Und hier hilft wirklich bereits jeder Euro. Das ist nicht nur so daher gesagt. Eine vollwertige Mahlzeit mit einer Portion Reis, Gemüse und etwas Fleisch, Tofu oder Tempeh kostet hier bereits ca. 10.000 Indonesische Rupiah, was unter 1€ ist (1€ = ca. 16.000 IDR). Da wir auch nicht super reich sind, haben wir den Anlass genutzt, um eine Spendenkampagne über GoFundMe einzurichten, um den Start ihres Projektes „Recycling Center“ zu unterstützen. Mehr zu dem Projekt Recycling Center, findest du in diesem Blogbeitrag: „Spendenkampagne: Ein Recycling Center für Lombok“. Den Link zur Spendenkampagne findest du hier.
Willst du dabei unterstützen die Natur zu erhalten?
Wenn du dich gerufen fühlst mit deinen Mitteln zu helfen, spende unglaublich gern für unser Projekt: Ein Recyclinghof für Lombok, Indonesien. Hier kannst du spenden: Zur GoFundMe Kampagne.